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Unheilvolles Lançon

Ein Provence-Krimi mit Capitaine Roger Blanc | Cay Rademacher

E-Book (EPUB)
2024 Dumont Buchverlag
Auflage: 1. Auflage
400 Seiten
ISBN: 978-3-7558-1005-6

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Kurztext / Annotation
Der elfte Fall für Capitaine Roger Blanc Mai in der Provence. Das idyllisch am Étang de Berre gelegene Château Richelme ist ein exklusives, vielfach ausgezeichnetes provenzalisches Weingut - auch weil die Besitzer allerneuste Technik einsetzen. Als eine Kameradrohne zur Kontrolle über die Reben fliegt, filmt sie für wenige Sekunden zufällig eine Frau, die leblos in der Garrigue liegt. Die Winzerin alarmiert Capitaine Roger Blanc, doch als er das Weingut erreicht, ist die Unbekannte spurlos verschwunden. Niemand wird vermisst gemeldet, es gibt keine brauchbaren Indizien. Aber die Menschen auf Château Richelme wecken Blancs Misstrauen: ein berühmter Winzer, der im Sterben liegt. Eine Winzerin, die das Schloss an einen zwielichtigen Makler verkaufen will. Ein zorniger Sohn, der es unbedingt behalten möchte. Ein alter Freund, der zugleich ein ewiger Rivale ist. Zwei Mitarbeiter, die um ihre Jobs fürchten. Alle haben mehr als ein Geheimnis zu verbergen. Schließlich erkennt Capitaine Blanc, dass jemand auf Château Richelme über Leichen geht, um sein Ziel zu erreichen. Und die Unbekannte wird nicht das einzige Opfer bleiben ... Mord in der Provence - Capitaine Roger Blanc ermittelt: Band 1: Mörderischer Mistral Band 2: Tödliche Camargue Band 3: Brennender Midi Band 4: Gefährliche Côte Bleue Band 5: Dunkles Arles Band 6: Verhängnisvolles Calès Band 7: Verlorenes Vernègues Band 8: Schweigendes Les Baux Band 9: Geheimnisvolle Garrigue Band 10: Stille Sainte-Victoire Band 11: Unheilvolles Lançon Alle Bände sind eigenständige Fälle und können unabhängig voneinander gelesen werden.

CAY RADEMACHER, geboren 1965, ist freier Journalist und Autor. Seine Provence-Serie umfasst elf Fälle, zuletzt >Stille Sainte-Victoire< (2023). Bei DuMont erschienen auch seine Romane aus dem Hamburg der Nachkriegszeit: >Der Trümmermörder< (2011), >Der Schieber< (2012) und >Der Fälscher< (2013). Außerdem veröffentlichte er die Kriminalromane >Ein letzter Sommer in Méjean< (2019), >Stille Nacht in der Provence< (2020) und >Die Passage nach Maskat< (2022) sowie das Sachbuch >Drei Tage im September

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Die Frau, die auf dem Felsen lag

Vor etwas weniger als einer Stunde hatte eine aufgeregte Zeugin bei Capitaine Roger Blanc angerufen: Auf einem Felsen in der Garrigue liegt eine leblose Frau, weniger als zehn Minuten Fahrtzeit von der Gendarmerie-Station entfernt! Blanc und Sous-Lieutenant Fabienne Souillard hatten Dienst und waren zu dem wuchtigen Gesteinsbrocken auf den verlassenen, von struppigem Buschwerk und kleinen Wäldern überwucherten Hügeln neben der Nachbarstadt Lançon gefahren, den ihnen die Zeugin beschrieben hatte. Doch als sie dort angelangt waren, gab dessen karger Gipfel keinen Hinweis auf ein Drama preis: keinen leblosen Körper, noch nicht einmal Blutstropfen, keine Patronenhülse, keine Stofffetzen, gar nichts. Blanc atmete durch und wechselte einen ratlosen Blick mit Fabienne. Sie standen auf einer Anhöhe, die wie eine archaische Burg aus dem trockenen Gebüsch ragte: Es war ein grauer, von Regen und Wind zernarbter Monolith, mindestens zwanzig Meter hoch. In seinen lotrechten Flanken taten sich etliche kleine, bizarr geformte Höhlen auf. Mit ein wenig Fantasie konnte Blanc in diesen düsteren Löchern Augenhöhlen erkennen, offene Münder, Totenschädel - riesige steinerne Fratzen, die ihn auszulachen schienen. Nur eine Seite der Anhöhe war zugänglich, dort war wohl vor Jahren schon eine steile Treppe ohne Geländer in den Fels gemeißelt worden, die bis auf ein Plateau hinaufführte, das kaum größer war als eine gewöhnliche Terrasse.

Blancs Puls rauschte in den Ohren, er war zu einem Tatort gerufen worden, zu einer leblosen Frau, Adrenalin flutete seinen Körper, die Erregung musste irgendwo hin, aber wo? Er musterte die Umgebung, langsamer diesmal, systematischer. Der Felsboden war pockennarbig, auf dem grauen Stein lagen hier und dort dünne Decken aus weißen oder gelben Flechten. Zwei vom Regen über die Äonen ausgewaschene Becken wirkten irreal symmetrisch, als hätte hier jemand einst kleine rechteckige Swimmingpools in den Boden gehauen. Eine vom Mistral buschig kurz gehaltene Feige wuchs aus einer Spalte, ihre grünen Früchte waren noch so klein wie Fingerkuppen. Rote und blass-violette Spornblumen krallten sich in Felsspalten fest, ihre winzigen Blüten glichen Sternen. In der Nacht zuvor hatte es geregnet. Das Wasser war schon wieder in den zahllosen Rissen versickert, doch die Luft roch noch brackig. Eine ungeübte Hand hatte zwei kleine Herzen in den Felsboden geritzt.

»Da lag eine Tote. Ich habe sie doch sogar gefilmt!«, sagte die Zeugin, die hinter Blanc und Fabienne auf das Plateau geklettert war. Sie deutete auf das größere und tiefere der rechteckigen Becken. »Der Körper lag da drin. Als wäre das ein Grab. Ich habe die Tote aufgenommen«, wiederholte sie, und in ihrer Stimme mischte sich Fassungslosigkeit mit Trotz. Blanc musterte sie: Die Frau war sich ihrer Sache sehr sicher.

Ein Samstagmorgen Mitte Mai, normalerweise versprach das ein paar ruhige Stunden auf der Gendarmerie-Station. Alkoholunfälle, Messerstechereien vor Clubs, Betrunkene, die auf ihre Frauen und Kinder losgingen - die ganzen Charts der hässlichen Verbrechen würden erst bei Dunkelheit gespielt und wären also ein Job für den Spätdienst.

Hatte Blanc gedacht.

Doch dann war der Notruf über die 17 gekommen. Eine atemlose Stimme, eine verrückte Geschichte: Eine Frau hatte mit ihrer Drohne mitten in der Landschaft, einige Kilometer von jeder größeren Ortschaft entfernt, eine Tote auf einem Felsen gefilmt. Blanc hatte versucht, die Anruferin zu beruhigen, während er ihre Angaben notierte: Name, Fundort, war sonst noch jemand in der Garrigue zu sehen? Nein. Fabienne hatte währenddessen die Identität der Zeugin überprüft: Alice Merlin war die Besitzerin eines angesehenen Weinguts am Ufer des Étang de Berre, an der Grenze zwischen den Gemeinden Lançon-Provence und Saint-César. Sie hatte noch nie Ärger mit Gendarmerie oder Police Nationale gehabt, hatte