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The Vienna Writers - Sie schrieben um ihr LebenOverlay E-Book Reader

The Vienna Writers - Sie schrieben um ihr Leben

Roman | J.C. Maetis

E-Book (EPUB)
2024 Piper Verlag
Auflage: 1. Auflage
464 Seiten
ISBN: 978-3-492-60660-8

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Kurztext / Annotation
Sie versteckten sich vor den Augen der Welt Wien 1938: Nach dem Anschluss Österreichs vergiften die Verordnungen der Nazis das Klima auf bisher ungekannte Weise. Auch die jüdischen Cousins Mathias Kraemer und Johannes Namal müssen als in der Öffentlichkeit stehende Schriftsteller um das Wohl ihrer Familien bangen. Weil sie die Stadt nicht verlassen möchten, entschließen sie sich zur Flucht nach vorn: Unter falschen Namen und Identitäten verstecken sie sich direkt vor den Augen der SS. Dabei sind sie auf die Unterstützung hilfsbereiter Mitmenschen angewiesen. Doch SS-Scharführer Schnabel ist ihnen bereits dicht auf den Fersen. Ein Holocaust-Roman, der auf ergreifende Weise vom Überlebenskampf zweier Familien während der Judenverfolgung im Wien des Dritten Reichs erzählt. »Eine Geschichte über Loyalität, Liebe und Mut, die ich nur jedem empfehlen kann.« Tova Friedman, Holocaust-Überlebende »Ein eindrucksvolles Buch über Courage, Familie und das Überleben. In herzzerreißenden Szenen erzählt Maetis von der Verzweiflung, im Angesicht des Todes die eigenen Geheimnisse zu wahren.« Booklist »Die Heldentaten der ?versteckten Juden? zeigen, wie schreckliche Ereignisse gewöhnliche Menschen dazu bringen, außergewöhnlichen Entscheidungen zu treffen.« The Times of Israel

J.C. Maetis ist das Pseudonym des britischen Thrillerautors John Matthews, dessen Bücher sich über 1,6 Millionen Mal verkauft haben und in 14 Sprachen übersetzt wurden. Maetis ist der Name der jüdischen Familie seines Vaters, die Litauen bereits 1919 aufgrund der Judenpogrome in Richtung London verließ. Viele Mitglieder seiner Großfamilie kamen beim Einmarsch Hitlers in Litauen 1941 ums Leben, ihnen gedenkt er in seinem Roman. Der Autor lebt in Surrey, England.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Prolog
Lublin, Polen, April 1942

Noch nie war ich so durstig, war mein Mund so trocken.

Meine Lippen waren rissig und wund, und wenn ich schlucken wollte, klebte mir die geschwollene Zunge am Gaumen, bis ich es schließlich aufgab. Es war kein Speichel mehr vorhanden. Das Einzige, was noch durch den Sandpapiertunnel meines Mundes floss, war mein flacher, rauer Atem.

Das ging aber nicht nur mir so.

Knapp siebzig von uns hatte man nach meiner Schätzung in den Viehwaggon gepfercht. Bei fünfzig hatte ich aufgehört, zu zählen. Da waren so viele nachgeschoben worden, dass man die ganz hinten nicht mehr sehen, geschweige denn zählen konnte.

Um mich herum überall die gleichen trockenen, aufgeplatzten Lippen und aufgequollenen Zungen. Die Blicke so trüb und verloren, als lägen sie unter einem Dunstschleier verborgen. Ob mein Blick jetzt genauso war?

Als wir den Bahnhof von Neisse verließen und ich noch genug Spucke zum Reden hatte, begann ich ein Gespräch mit einem steif dasitzenden grauhaarigen Mann namens Ernst, der, wie er mir erzählte, vor einem Jahr in der Kärntner Straße in Wien ein Schuhgeschäft hatte.

Ich nickte eifrig. »Ach, die Kärntner Straße, die kenne ich gut. Um die Ecke liegt das Café Mozart, da habe ich mich regelmäßig mit Freunden getroffen. Und unten stößt man auf die Kärntnertorpassage mit der Polizeiinspektion. Ich kannte einen der Kommissare, Josef ...« Ernsts Blick war scharf geworden, und ich verstummte.

»Ein Kommissar der Polizei?« Er zog die Brauen hoch. »Sie sind doch nicht so etwas wie ein Spitzel, oder?«

»Nein, nein«, erwiderte ich eilig. Mein Blick fiel auf Ernsts Armbinde mit dem gelben Stern. Viele in diesem Viehwaggon, mich eingeschlossen, verdankten es einem Spitzel, dass sie hier gelandet waren. »Er gehörte zur Wiener Polizei, nicht zur Gestapo.«

»Ach so.« Ernst zuckte mit den Schultern, als wäre eine Polizeieinheit für ihn wie die andere.

»Ich bin zu Josef gegangen, um mir Informationen geben zu lassen«, fügte ich hinzu.

»Was für Informationen?« Ernsts Blick war noch immer voller Argwohn.

»Nichts Besonderes und nichts Wichtiges.« Jetzt zuckte ich mit den Schultern. »Nur allgemeine Dinge über Kriminelle. Ich habe geschrieben, müssen Sie wissen.«

»Wie ein Reporter oder Journalist?«

»Anfangs ja. Später überwiegend Bücher.«

Ernst nickte bedächtig, sah sich in dem trostlosen Viehwaggon um und richtete seinen Blick wieder auf mich, dann auf meinen Jackenärmel, an dem der gelbe Stern fehlte. »Offenbar haben Sie etwas geschrieben, das Sie besser nicht geschrieben hätten.«

»Ja, so ungefähr.«

So lautete zumindest die einfache Erklärung. Hätte ich diesem Mann, den man zur Hölle verdammt hatte, weil er Jude war, erklärt, dass auch ich Jude war, diese Zugehörigkeit in den vergangenen drei Jahren jedoch verborgen hatte, weil ich versucht hatte, zu überleben, hätte ich nur ein höhnisches Hat aber nicht viel gebracht, oder? geerntet.

Es war ein gefährliches Spiel gewesen, doch eine Zeit lang war ich damit durchgekommen. Mit der Festnahme und dem Abtransport ins Lager hatte ich nicht gerechnet, eine Warnung hatte es nicht gegeben. Die einzige Vorbereitung war ein emotionales Treffen in letzter Minute mit meinem Agenten Julian Reisner gewesen, der mir noch einmal einschärfte, dass ich ein katholischer Dissident sei, kein Jude. Gib auch im Lager nicht zu, dass du Jude bist. Es wird hart werden ... Frag bei deiner Ankunft sofort nach Dieter Meisel, sieh zu, dass er den Brief, den ich dir gegeben habe, in Empfang nimmt. Meisel ist der stellvertretende Lagerkommandant.

Es wird hart werden. Das wurde mir bereits klar, als ich von zwei Soldaten abgeführt und mit zwanzig anderen Gefangenen bei vorgehaltener Waffe in den Viehwaggon gestoßen wurde. Dann