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Das BaumhausOverlay E-Book Reader

Das Baumhaus

Sie suchten die Idylle. Sie fanden einen Albtraum. | Der Must-Read Thriller des Jahres | Vera Buck

E-Book (EPUB)
2024 Rowohlt Verlag Gmbh
Auflage: 1. Auflage
400 Seiten
ISBN: 978-3-644-01403-9

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Kurztext / Annotation
Wenn der Bullerbü-Urlaub zum Albtraum wird: der neue Thriller der Meisterin der Gänsehaut-Atmosphäre. Spätestens nach dem ersten Twist werden Sie dieses Buch nicht mehr aus der Hand legen können! Als Henrik und Nora mit ihrem fünfjährigen Sohn Fynn ins schwedische Västernorrland fahren, erwarten sie einen idyllischen Urlaub. Doch bereits bei ihrer Ankunft spüren sie, dass die verlassene Ferienhütte etwas Bedrohliches umgibt. Der Eindruck bestätigt sich, als im angrenzenden Wald ein jahrzehntealtes Kinderskelett gefunden wird. Dann verschwindet Fynn. Während seine Eltern sich in ihrer eigenen Schuld verstricken, kommt die Ermittlerin Rosa Lundqvist in den Tiefen des Waldes einem düsteren Geheimnis auf die Spur. Denn sie hat allen anderen etwas voraus: ein außergewöhnliches Gespür für den Tod. Gibt es einen Zusammenhang zwischen Fynns Verschwinden und dem toten Kind? Und was hat es mit dem längst verfallenen Baumhaus in der alten Esche auf sich? Ein Baumhaus, in dem noch immer jemand zu wohnen scheint ...

Vera Buck, geboren in Nordrhein-Westfalen, hat Journalistik, Europäische Literaturwissenschaft und Drehbuchschreiben quer durch Europa und auf Hawaii studiert. Für ihr Schreiben erhielt sie Stipendien und Auszeichnungen im In- und Ausland. Sowohl ihr Debütroman «Runa» als auch ihr erster Thriller «Wolfskinder» erhielten eine Nominierung für den renommierten Friedrich-Glauser-Preis. Heute lebt Vera Buck in der Schweiz, wo sie als freie Schriftstellerin tätig ist. In den Bergen und auf Reisen findet sie bei mitunter halsbrecherischen Touren die Inspiration für ihre packenden Thriller.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Henrik

Ich frage mich, warum ich sie nicht einfach angelogen habe. Ihr nicht einfach erzählt habe, dass sich kurzfristig, direkt vor unserer Abreise, doch noch ein Käufer für das Haus gefunden hat. Nicht, dass ich nicht darüber nachgedacht hätte. Ich bin gut darin, die Wahrheit zurechtzubiegen, wenn es mir nützt.

Ich lehne meinen Kopf ans Autofenster. Überall kann ich hier meinen Opa sehen. Er steht am Straßenrand und zwinkert mir zu, in dieser Landschaft, die vorbeifliegt, als spule man einen Astrid-Lindgren-Film vor. Er tritt zwischen den hohen, schmalen Bäumen hervor und legt einen Finger an die Lippen, damit ich ihn nicht an meine Frau verrate, die das Lenkrad hält wie das Steuerrad eines Schiffs und mich nach Bullerbü entführt.

«Das wird super, wenn wir das Haus erst mal hergerichtet haben», sagt Nora jetzt. «Wenn Fynn dann in die Schule kommt, sind wir nicht auf die überteuerten Ferienwohnungen während der Schulferien angewiesen. Und du kannst dich hierher zum Schreiben zurückziehen, wann immer dir danach ist! Ich meine, welcher Ort würde sich wohl besser anbieten als Schweden, um den nächsten Kinderbuch-Bestseller zu schreiben?» Sie dreht sich lachend zu Fynn um, der auf der Rückbank hinter mir sitzt und einen Seufzer von sich gibt, der mir aus der Seele spricht.

Die Wahrheit - und es ist ironisch, dass ausgerechnet ich das sage - die Wahrheit ist, dass meine Kinderbücher wenig mit denen von Astrid Lindgren gemein haben. Die meisten meiner Bücher spielen in fantastischen Welten. Es gibt darin alle möglichen Kreaturen und Wesen, die ich zusammen mit Fynn erfinde, und viel Düsterkeit. Keine Idylle wie hier. Es sind Welten, die nur Kindern zugänglich sind und sich Erwachsenen verschließen, weil dieses Maß an Fantasie ihnen längst abhandengekommen ist.

Fynn rutscht halb unter dem Anschnallgurt durch und tritt mit der Fußspitze gegen meinen Sitz. Ihm ist langweilig, und das lässt er mich spüren. Von Greifswald bis zu unserem Ferienhaus in Norrland sind es insgesamt fünfzehn Stunden Autofahrt, und das Buch mit den Astrid-Lindgren-Geschichten hat er schon nach zehn Minuten in den Fußraum rutschen lassen. «Können wir Feuerwehrmann Sam hören? Oder Paw Patrol?», mault er. Småland kennt er nur aus dem IKEA.

Ich überlasse Nora die Antwort, wende mich wieder dem Seitenfenster zu, suche meinen Großvater zwischen den endlosen Baumreihen und finde ihn am Ufer des nächsten Sees. Er steht von mir abgewandt, die faltigen Hände auf dem Rücken verschränkt, und schaut ins Wasser. Früher, kurz nach seinem Verschwinden aus dem Krankenhaus, habe ich oft geträumt, wie er am Rand irgendeines Gewässers steht. Jedes Mal wollte er ins Wasser waten, und ich habe geschrien, um ihn aufzuhalten und meine Eltern damit zu Tode erschreckt. Jetzt aber sitze ich ganz still und ruhig. Ich bin älter geworden, und es ist lange her, dass ich mit seinem Tod gehadert habe.

Mein Großvater ist in Schweden ertrunken. Kein schöner Tod, und ich nehme es meinem Vater noch immer übel, dass es dazu gekommen ist. Aber mittlerweile denke ich auch, es war besser für meinen Opa, an einem Ort zu sterben, den er sich ausgesucht hat: mitten in der Natur statt in einem Pflegeheim in Deutschland, in das er gesteckt worden wäre, nachdem weder mein Vater noch meine Tante bereit waren, sich um ihn zu kümmern.

 

Das Navigationssystem weist Nora an, links zu fahren, und obwohl außer uns niemand auf der Straße ist, setzt sie den Blinker, bevor sie abbiegt. Zwischen den Bäumen tauchen verstreute rot-weiße Holzhäuschen auf. Eine Siedlung, die mich an Kindheit erinnert, weil auch ich hier früher mal über Bäche gesprungen bin und mit Stöckchen gespielt habe, wie ein Bullerbü-Kind. Mein Gott, wie lange ist das jetzt schon her?

Das letzte Mal, als ich hier durchgefahren bin, saß ich auf dem Rücksitz im Auto meiner Eltern, und wir folgten dem Kranke