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Untreue

Paulo Coelho

E-Book (EPUB)
2014 Diogenes
Auflage: 2. Aufl.
320 Seiten
ISBN: 978-3-257-60431-3

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Kurztext / Annotation
?Ich will dir treu sein und dich ewig lieben. In guten wie in schlechten Zeiten. Bis dass der Tod uns scheidet.? Wenn es nur so einfach wäre! Linda hat alles, doch das Entscheidende fehlt. Hat sie den Mut, die Frage nach der Leidenschaft zu stellen? Denn zu einer großen Liebe ist man ein Leben lang unterwegs.

Paulo Coelho, geboren 1947 in Rio de Janeiro, lebt mit seiner Frau Christina Oiticica in Genf. Alle seine Romane, insbesondere ?Der Alchimist?, ?Veronika beschließt zu sterben? und ?Elf Minuten?, wurden Weltbestseller, in 88 Sprachen u¨bersetzt und u¨ber 320 Millionen Mal verkauft. Die Themen seiner Bu¨cher regen zum Nachdenken an und dazu, den eigenen Weg zu suchen.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

[98] Als Erstes besuchen wir das Römische Museum, und dann steigen wir den kleinen Hügel hinauf, um uns ein paar Ruinen anzuschauen. Unsere Jungs spielen. Jetzt, wo mein Mann Bescheid weiß, fühle ich mich erleichtert: Ich muss nicht mehr die ganze Zeit so tun als ob.

»Lass uns etwas am Ufer des Sees laufen.«

Und was ist mit den Kindern?

»Keine Sorge, sie werden schon ruhig auf uns warten. Dazu sind sie alt genug.«

Wir gehen alle vier wieder hinunter zur Uferpromenade des Genfersees. Mein Mann kauft den Kindern ein Eis und sagt, sie sollen hier auf einer Bank warten, damit Papa und Maman ein wenig ungestört miteinander reden können. Unser Älterer beschwert sich, dass er sein iPad nicht mitbringen durfte. Mein Mann geht zum Wagen und holt das verdammte Gerät. Der Bildschirm wird von nun an das allerbeste Kindermädchen sein. Die Jungs werden sich nicht rühren, bis sie nicht jede Menge Terroristen in Spielen getötet haben, die eigentlich für Erwachsene gemacht sind.

Wir fangen an zu laufen. Auf der einen Seite haben wir die Blumenrabatten und Parks, auf der anderen die Möwen und die Segelboote, die die Bise nutzen, die jetzt schon neun Tage [99] weht und für blauen Himmel und gutes Wetter sorgt. Wir joggen eine gute Viertelstunde nebeneinanderher. Nyon liegt schon hinter uns, und ich denke, es wäre an der Zeit umzukehren.

Ich habe ewig lange keinen Sport mehr getrieben. Nach zwanzig Minuten bleibe ich erschöpft stehen. Ich kann nicht mehr.

»Natürlich kannst du noch!«, spornt mich mein Mann an, während er auf der Stelle hüpft. »Nun komm schon, lauf mit mir bis zum Ende!«

Ich beuge mich vor, die Hände auf die Oberschenkel gestützt. Mein Herz klopft wie wild; schuld daran sind die durchwachten Nächte. Mein Mann hüpft weiter um mich herum.

»Jetzt komm schon, du schaffst es! Man darf einfach nicht anhalten. Tu es für mich, für die Kinder! Hier geht es nicht nur um Sport. Es geht darum, dass, wenn man sich ein Ziel setzt, nicht auf halber Strecke aufgeben sollte.«

Spricht er etwa über meine zwanghafte Traurigkeit?

Er hält inne, fasst mich bei den Händen, schüttelt mich sanft. Ich bin zu erschöpft, um zu laufen, und gleichzeitig fehlt mir die Kraft, ihm zu widersprechen. Wir laufen die restlichen zehn Minuten locker nebeneinanderher.

Wir kommen an Wahlplakaten vorbei, die ich auf dem Hinweg nicht bemerkt hatte. Bei den Fotos der Staatssratskandidaten für den Kanton Waadt (in dem wir uns hier befinden) muss ich natürlich an Jacob denken, der mir in Genf von jeder Plakatwand entgegenlächelt.

Ich laufe schneller. Mein Mann ist überrascht und läuft auch schneller. Und wir brauchen für die Strecke, die wir [100] auf dem Hinweg in zehn Minuten zurücklegten, nur noch sieben. Die Kinder haben sich nicht vom Fleck gerührt und starren wie gebannt auf das iPad; der schönen Landschaft ringsum, dem Alpenpanorama, den Segelschiffen und den Möwen gönnen sie keinen Blick.

Mein Mann geht zu ihnen, aber ich laufe weiter. Er schaut mich zugleich überrascht und glücklich an. Er wird sich vorstellen, dass seine Worte Wirkung gezeitigt haben, dass ich meinen Körper jetzt beim Laufen mit den so notwendigen Endorphinen versorge, die ins Blut ausgeschüttet werden, wann immer wir uns etwas intensiver körperlich betätigen, wie beim Joggen oder auch beim Sex, und die nicht nur unsere Stimmung verbessern, sondern auch unser Immunsystem stärken, uns weniger schnell altern lassen, vor allem aber ein Gefühl von Euphorie und Lust hervorrufen.

Bei mir allerdings ist die Wirkung des Laufens eine ganz andere. Die Endorphine haben mir nur gerade den nötigen Schub gegeben, dass ich weiterlaufen kann, bis ich am Horizont verschwinde und alles hinter mir zurücklasse. Warum bloß habe ich so wunderbare Jungs? Warum bloß musste ich meinen Mann kennenlernen und mich in ihn verlieben? Wäre ich ihm nicht